Da steht sie – eine BOLIDE von Hermès. Mit einem leisen Klacken hat meine Freundin Julia sie mit ihren vier Metallfüßchen auf den Glastisch im Wohnzimmer gestellt, damit wir sie von allen Seiten bestaunen können. Julia ist vorbeigekommen, um mir stolz ihr Geburtstagsgeschenk zu präsentieren. Mit dieser Tasche erfüllte ihr Mann ihr einen Wunschtraum.
Die „Sac à main BOLIDE“ hat die Form eines Hufeisens, das auf seinen „Beinen“ steht. Sie fand ihren Ursprung 1923 in einer speziell für das Auto konzipierten Reißverschlusstasche, die für die Frau von Ettore Bugatti entworfen wurde. Die Designer von Hermès nahmen die berühmte Hufeisenform des Bugatti-Kühlergrills mit dieser Reisetasche auf. Hermès stellte sie nur drei Jahre später als Handtaschenmodell mit dem Namen ENSEMBLE BUGATTI vor. Erst Mitte der Achtzigerjahre bekam sie ihren bis heute geltenden Namen BOLIDE. Sie war die erste modische Handtasche des französischen Herstellers und wird noch immer weltweit verkauft.
Julia hat sie in einem edlen, glatten Leder gewählt. Es fühlt sich angenehm weich, aber trotzdem stabil an. Feine, helle Nähte verstärken ihren eleganten Ausdruck und unterstreichen mit einer Ziernaht im oberen Drittel der Tasche zusätzlich die charakteristische Form. Sie hat zwei unverkennbare Merkmale des Traditionshauses Hermès: das zierliche Vorhängeschloss und den passenden kleinen Schlüssel dazu. Er ist sicher in einem Lederetui versteckt, das mit einem gleichfarbigen Lederband an einem der beiden Henkel befestigt wurde. Die Reißverschlusstasche überzeugt uns beide mit ihrer schlichten, luxuriösen Grazie und macht sie für Julia sowohl zur Festkleidung als auch zur Jeans zu einem perfekten Begleiter.
Die BOLIDE ist in unterschiedlichem Leder erhältlich, ihre Farben wechseln je Saison und sie ist, je nach bevorzugter Verwendung, in vier Größen mit 27, 31, 35 Zentimetern und als Sac de Voyage zu erwerben. Das einfache, elegante Design beeindruckt nicht nur uns, sondern auch den Mann meiner Freundin, denn er ist ein Bugatti-Liebhaber. Mit solch einer historischen Verflechtung zwischen seiner und ihrer Leidenschaft für das Besondere ist es leicht nachzuvollziehen, warum es ihm nicht schwerfiel. ihr gerade diesen Wunsch aus dem Traditionshaus zu erfüllen.
Bereits in sechster Generation erobern im Hause Hermès geschäftstüchtige Sattler und Kunsthandwerker neue Märkte. Im Jahr 1837 gründete Sattlermeister Thierry Hermès das Unternehmen, das in seinen Anfängen Sattlerartikel und Pferdegeschirr anfertigte. Das Haus wuchs in einem Jahrhundert, das von Veränderungen und Fortschritt geprägt wurde. Obwohl Kreativität jede Generation vorantrieb, achteten sie dennoch die Werte der Gründer und den Traditionssinn. Ihnen allen war und ist eins gemein, ihre Leidenschaft für edles Material und klares Design, ihre Begeisterung für Neuschöpfungen und ihre Wertschätzung erstklassiger Handwerkskunst – wie Julias schlichte Eleganz zeigt.
Text: Ingrid Becker | Foto: David Wirtz