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Fotografie
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Für anspruchsvolle Fotografen in den 1950er Jahren war sie unverzichtbares Werkzeug und viele große Namen der Fotogeschichte sind mit ihr verbunden. Die erste zweiäugige Rolleiflex kam 1928 auf den Markt. Ihre Erfinder Paul Franke und Reinhold Heidecke hatten einen Zentralverschluss und ein zahnradgeführtes Stangensystem eingebaut. Damit erfolgte das Scharfstellen durch Vor- und Rückwärts-Bewegung einer Frontplatte, die mit zwei Objektiven bestückt war. Der Verzicht auf den schnell verschleißenden Tuchverschluss und den Balgen machte die Kamera für Einsätze unter extremen klimatischen Bedingungen tauglich. Zudem konnte man mit den zwei exzellenten Objektiven präzise fokussieren und vielfältige Kombinationen aus Blende und Verschlusszeit einstellen.
Dabei war die Rolleiflex kaum größer als eine Boxkamera und produzierte 6x6 Negative auf Rollfilm, einem Medium, dass sich damals zunehmend gegen Glasplatten und Planfilme durchsetzte. Um 1930 waren Fotografen noch dunkle Mattscheiben, herausklappbare Rahmensucher oder winzige Spiegelsucher gewohnt. Die Rolleiflex war dagegen mit einem großen faltbaren Schachtsucher ausgestattet und bot ein vergleichsweise helles Mattscheibenbild. Der Sucher hatte nämlich ein eigenes, über dem eigentlichen Aufnahmeobjektiv positioniertes Objektiv und war dadurch unabhängig von der eingestellten Arbeitsblende.
Das alles war zu dieser Zeit so bahnbrechend innovativ, dass die Rolleiflex innerhalb kurzer Zeit den Kameramarkt revolutionierte. Die international hohe Nachfrage führte zu einem steilen Wachstumskurs des Herstellers. Weitere Umsatzsteigerungen erzielten Francke & Heidecke mit der Rolleicord, einer preislich erschwinglicheren Variante der zweiäugigen Rolleiflex.
Rolleiflex Standard, Typ 622, von 1932-38
Im zweiten Weltkrieg kam es jedoch zum Einbruch. Der internationale Markt war weggebrochen und Francke & Heidecke mussten kriegswichtige Güter produzieren. Schließlich wurden große Teile des Kamerawerks durch Bombenangriffe zerstört. In der Nachkriegszeit gelang es jedoch, die Produktion wieder aufzunehmen und es kam zur Blütezeit der zweiäugigen Rolleiflex. In den 1950er Jahren waren Rolleiflex und Rolleicord weltweit derart gefragt, dass die Produktion kaum noch nachkam. Die Zweiäugige aus Braunschweig wurde zum Sinnbild für Qualität "Made in Germany". 1956 lief die millionste Rolleiflex vom Band. Stetige Innovationen wie lichtstärkere Objektive von Zeiss oder Schneider, eingebaute Belichtungsmesser und Versionen mit Teleobjektiv (ab 1959) oder Weitwinkel (ab 1961) festigten die Marktposition. Andere Hersteller aus Deutschland, Osteuropa, Japan und China versuchten mit Plagiaten an dem Erfolg teilzuhaben.
In den 1960er Jahren gingen die Verkaufszahlen zurück, weil der Markt gesättigt war und sich zunehmend Kleinbildkameras und einäugige Mittelformatkameras durchsetzten. Die neuen Systemkameras waren komfortabler zu bedienen und boten die Möglichkeit, das Objektiv zu wechseln. Bei Francke & Heidecke hatte man sich zu lange auf die zweiäugige Rolleiflex konzentriert. Mit der Einführung von diversen einäugigen Spiegelreflexkameras für Kleinbild und Mittelformat reagierte das Unternehmen zu spät auf die Entwicklung des Marktes. Umsatzrückgang, wechselnde Eigentumsverhältnisse, variierende Marketingstrategien, Insolvenzen, Umbenennungen und Aufteilungen kennzeichneten nun den allmählichen Niedergang des Unternehmens.
Rolleiflex 2,8 F von 1960-81
In den Jahren 1987 bis 2002 versuchte die Rollei Fototechnik GmbH & Co KG neben der Produktion von hoch technisierten einäugigen Mittelformatkameras und Diaprojektoren mit einer modernisierten Neuauflage des zweiäugigen Klassikers an alte Traditionen anzuknüpfen. Die Neue erhielt den Namen 2,8 GX. Sie wurde mit einem hervorragenden 2,8er Planar Aufnahmeobjektiv bestückt und verfügt - geradezu eine technische Sensation - über eine zeitgemäße TTL-Belichtungs- und Blitzbelichtungsmessung mit gekoppelter LED-Nachführanzeige im Sucher. Bis 2015 folgten exklusive Sonderauflagen für betuchte Sammler, teilweise mit vergoldetem Gehäuse und Krokodilleder-Applikationen, sowie hochpreisige Nachfolgemodelle wie die 2,8 FX. Danach wurden keine zweiäugigen Rolleiflex-Kameras mehr gebaut.
Rolleiflex 2,8 GX von 1987-2002
Zweiäugige Rolleiflex-Kameras sind heute nach wie vor beliebte Sammlerobjekte mit anhaltend hohem Wert besonders dann, wenn sie aus den seltenen und exklusiven Bauserien stammen oder sich in neuwertigem Originalzustand befinden. Spitzenexemplare aus den letzten Sonderserien werden nicht selten mit Preisen von mehreren zehntausend Euro gehandelt. Selbst für eine gut erhaltene FX in Standardausführung wechseln schnell mal fünf- bis achttausend Euro den Besitzer.
Man kann aber auch immer noch ganz hervorragend damit fotografieren, da das Filmmaterial wieder von einigen Herstellern angeboten wird. Und die älteren Exemplare aus den 50er und 60er Jahren sind auch deutlich erschwinglicher. Wenn Sie Freude daran haben, mit einer Rolleiflex entschleunigte, bewusste Fotografie zu erleben und vielleicht für sich selbst zu ganz neuen Bilderfahrungen zu kommen, erkundigen Sie sich doch mal bei Ihrem örtlichen Fotofachhändler nach gebrauchten Rolleiflex-Kameras und den dazu passenden Rollfilmen!
Text: STILPUNKTE®-Redaktion, ks
Fotos:
©Davide Zanin - stock.adobe.com (Aufmacher)
©yossarian6 - stock.adobe.com (Schachtsucher)
© Dr. Klaus Schörner (Freisteller)
©pixabay.com (Fotograf und Kamera in Großaufnahme)
Quelle: https://www.bonnescape.info/rolleiflex-tlr-geschichte-historie/
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